Ich will etwas tagesaktuelles zu den Entscheidungen zu einem zweiten Lockdown schreiben. Aber es fällt mir gerade schwer, meine Gedanken in Worte zu fassen. Ich vertraue in Demokratie und Wissenschaft. Und trotzdem habe ich starke Zweifel, ob die Entscheidung für einen Lockdown richtig war. Nach allem, was ich an Informationen überblicken kann, werden Bereiche beschränkt, die kaum zum Infektionsgeschehen beitragen, weil man auf die Relevanten Bereiche praktisch keinen Zugriff hat.
Was will man also damit erreichen? Ist es Aktivismus, weil Anführer sich lieber sagen lassen, das Falsche getan zu haben, als untätig zu bleiben? Soll es den Zweiflern und Leugnern zeigen: Das habt ihr jetzt davon?
Ich fürchte sehr, dass das nach hinten los geht. Wir sind Rudeltiere. Wir brauchen Gemeinschaft und wir brauchen andere, an denen wir uns orientieren können.
Isolation bekommt uns nicht. Wir suchen nach Gemeinschaft, und wenn wir uns nicht treffen dürfen, suchen wir sie im Internet. Dort finden wir aber nicht die Ausgewogenheit der dörflichen Schicksalsgemeinschaft, die uns immer wieder mit anderen Perspektiven von Leuten konfrontiert, denen wir nicht einfach aus dem Weg gehen können. Sondern wir finden eine, von Algorithmen immer weiter verfeinerte Blase gleich lautender Meinungen. Und wenn dann ein fremdes Rudel in dieses Territorium eindringt, wird es mit verbalen Steinen beworfen.
Wir haben den in uns angelegten Drang, uns einer Gemeinschaft unterzuordnen, der tiefer sitzt als Vernunft und rationales Abwägen. Bekommt uns Selbstverantwortung also nicht?
Wenn ich über meinen Text nochmal drüber lese, weiß ich selbst nicht so genau, was ich damit sagen will. Ich höre hilf- und Ratlosigkeit dabei heraus, und die Befürchtung, dass wir auf einer ganz grundlegenden Ebene als Gesellschaft in die völlig falsche Richtung rennen. Ich weiß aber auch nicht, was die Richtige ist.