Mein Leben neigt zum Chaos. Oder vielmehr: Ich neige zum Chaos. Ich jongliere immer ein paar Bälle mehr, als ich kann. Und natürlich fällt immer mal wieder einer hinunter. Über die Jahre habe ich meinen Weg gefunden, die Zahl der fallenden Bälle zu reduzieren. Meistens sind es nicht die Feuerbälle und Kettensägen, die runter fallen. Trotzdem bleibt in mir die Sehnsucht, es noch ein bisschen besser geregelt zu bekommen. Also sauge weiter Selbstmanagementratgeber in mich auf. Ich plane. Ich setze Prioritäten. Aber es will mir nicht locker von der Hand gehen. Es bleibt Arbeit, zu der ich mich jeden Tag wieder zwingen muss. Ich muss weiter gegen die Sehnsucht ankämpfen, mich einfach treiben zu lassen, mich dem Chaos hinzugeben und zu schauen, was passiert. Viele interessante Gelegenheiten sind schon verstrichen, weil ich mit meinem Plan beschäftigt war. Und viele Erfolge blieben mir verwehrt, weil meine Selbstdisziplin nicht ausreichte, ein Ziel länger zu verfolgen..
Wo ist die richtige Mischung zwischen Ordnung und Chaos?
In „Das perfekte Chaos“ (Affiliate Link) gehen die Autoren der Beobachtung nach, dass es durchaus zu viel Ordnung geben kann. Der Aufwand, etwas zu systematisieren kann größer sein, als der Aufwand, es aus einem überschaubaren Haufen heraus zu suchen. Und was nutzt mir meine ganze Tagesplanung, wenn der Altag sie regelmäßig über den Haufen wirft? Wozu den Tag planen, wenn er dann ganz anders wird?
Die richtige Mischung wird wohl für jeden anders aussehen. Manche haben sehr strukturierte (Arbeits-)Tage, mit festen Abläufen. Meine sind es nicht. Mit schulpflichtigen Kindern, einer Frau im Schichtdienst und einem Job, der mir immer wieder Abend- und Wochenendtermine beschert, kann nur wenig Routine einkehren. Struktur muss ich mir jeden Tag wieder erkämpfen – nicht zuletzt gegen mich selbst. Tage, an denen es mir gelingt, meine Todo-Liste abzuarbeiten, erfüllen mich mit Stolz. Doch ihr Anteil bleibt klein. Häufiger habe ich gerade mal einen von den Zehn punkten abgehakt. Zu oft ist es nicht der mit der höchsten Priorität. Dabei liegt es nicht daran, dass ich faul gewesen wäre. Der Tag hat sich einfach anders entwickelt. Wichtige Aufgaben, die ich aus irgendeinem Grund nicht gleich morgens als erstes erledigen kann, warten weiter auf ihren Haken.
Lohnt sich die Planerei also gar nicht?
Ganz ohne Plan würde ich meinen Tag gar nicht geregelt bekommen. Andererseits frustrieren mich lange Aufgabenlisten und Tagespläne, weil sie fast nie aufgehen. Also versuche ich es jetzt mal so: Für den Tag plane ich nur die Termine, bei denen sich andere auf mich verlassen. Und ich plane nur die eine Aufgabe, die an diesem Tag unbedingt erledigt werden muss, damit alle Bälle und Kettensägen des Jonglagekunststücks in der Luft bleiben. Ich plane sie mit einem Zeitpunkt, an dem sie erledigt wird. Notfalls mit Erinnerung im Smartphone.
Alles andere kommt auf eine „Generalliste“, auf die ich schaue, wenn ich Zeit etwas Zeit habe. Verbunden mit meinem genordeten Kompass sollte das ausreichen, um mit den wichtigen Zielen voranzukommen, und mir trotzdem genug Offenheit für neue, interessante Gelegenheiten zu bewahren.
Wie sieht es bei dir aus? Was ist für dich die richtige Mischung aus Ordnung und Chaos? Und wie schaffst du den Rahmen, diese Mischung in deinem Alltag durchzuhalten?