Das der Schatten unseres Hundes ihn zwar erahnen lässt, aber nicht wirklich abbildet, dürfte offensichtlich sein. Niemand würde aufgrund des Schattens behaupten, er hätte extrem lange Beine. Den Schatten zu sehen wäre eher ein Anlass, neugierig aufzuschauen und sich das ‚Original‘ anzusehen. Und doch machen wir genau diesen Fehler, einen ‚Schatten‘ für das ‚Original‘ zu halten, im Alltag immer und immer wieder.
Egal, wieviel Mühe wir uns geben, unser Bild einer Situation zeigt nie die volle Realität, sondern immer nur einen (verzerrten) Ausschnitt. Aber das ist auch gar nicht nötig. Wir könnten unser Leben ohne Vereinfachungen und Verzerrungen gar nicht bewältigen. Wir müssen uns dessen nur immer bewusst sein.
Niemand hat die Wahrheit gepachtet.
Niemand hat das ganze, unverzerrte Bild.
Wahrheit entsteht nicht, indem sich alle bis an die Zähne bewaffnen und für das Recht kämpft, das eigene Bild als DIE WAHRHEIT bezeichnen zu dürfen. Wahrheit entsteht am ehesten, indem wir alle Bilder auf den Tisch legen und uns die der anderen mit echter, offener Neugier anschauen.