Wir teilen uns zunehmend in Lager auf, die nicht mehr miteinander reden. Und die Lager werden immer kleiner. Ein Bekannter erzählte mir, dass es mittlerweile Punkbands gibt, die auf bestimmten Bühnen nicht auftreten, weil dort schon andere Punkbands gespielt haben, die nicht links genug sind.
Wundert es da, dass jemand, der Corona für schlimm hält nicht mit jemandem reden kann, der glaubt, Corona sei erfunden? Dass jemand, der Migration für einen Segen hält nicht mit jemandem reden kann, der davor Angst hat?
Meines Erachtens ist ein Teil des Problems, dass wir glauben, ein Gespräch sein sei nur ‚erfolgreich‘, wenn wir den anderen ‚auf unsere Seite‘ geholt haben. Und so entsteht ein Grabenkampf, in dem sich jeder immer tiefer in seiner Überzeugung einmauert.
Was einen echten Diskurs ausmacht ist nicht, dass man versucht, den anderen zu überzeugen, sondern dass man versucht, ihn zu verstehen. Dass man hinterfragt und auch sich selbst hinterfragen lässt. Offen und neugierig, nicht mit der arroganten Überzeugung, selbst vorher schon zu wissen, wer recht hat. So lernen beide, und es entsteht vielleicht ein vollständigeres Bild.
Das kann manchmal eine harte Schule sein. Aber Toleranz endet erst bei Gewalt (in welcher Form auch immer), nicht am Rand meiner eigenen Gesinnung.