Manches ist einfach so.

Vermutlich hast du, genau wie ich, in diesem Bild Augen und Mund gesehen. Welchen Ausdruck hat es für dich? Auf mich wirkt es staunend. Aber in Wirklichkeit ist es natürlich einfach nur ein Zaunpfahl, in den jemand aus irgendwelchen, vermutlich eher praktischen Gründen, Löcher gebohrt hat. Wahrscheinlich haben die Löcher ihren Ursprung in einem Zweck, dem der Vierkant vor seinem Einsatz im Weidezaun gedient hat.

Aber unser Geist macht aus den drei Löchern ein Gesicht. Wir sind Meister darin, Muster zu erkennen, Verallgemeinerungen zu bilden. Es ist ein Vorgang, dem wir als Spezies unseren Erfolg verdanken. Aber er kann uns auch in die Irre führen.

Im Fall dieses Bildes ist es ein harmloses, kreatives Moment, wie wir es auch betreiben, wenn wir mit unseren Kindern in die Wolken starren und darin Wale, Vögel und Flugzeuge erkennen. Aber genauso versucht unser Verstand ständig den tieferen Sinn hinter allem Möglichen, das in der Welt vor sich geht, zu finden. Früher haben die Priester das für uns geordnet. Aber mit dem Verlust der Religiosität müssen wir diese Ordnung für uns selbst bilden. Ist es da ein Wunder, dass es Leute gibt, die hinter den chaotischen Vorgängen aus Kapitalismus, Klimaveränderung, Welthandel, Pandemie, Krieg und Flucht einen großen Plan erkennen? Einen Plan, der Mangels eines Gottes von einer geheimen Weltherrscherkaste ausgeheckt wird?

Wir Menschen sehnen uns nach Sinn, wir brauchen ihn, um uns in der Welt zurecht zu finden. Aber manchmal ist da keiner. Manches ist einfach, für sich genommen ganz ohne Sinn. Der Sinn ist das, was wir ihm geben. Wir haben es in der Hand, ob der sinn konstruktiv oder zerstörerisch ist.

Wir wollen allem einen Sinn geben.

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