Wenn ich mit Menschen diskutiere, deren Haltung oder Meinung meiner völlig widerspricht, gebe ich mir große Mühe, nicht in en Graben-Schlammschlacht-Modus zu verfallen, der so viele (Online-)Diskussionen bestimmt. Ich bleibe auf der sachlichen Ebene, versuche auf Argumente einzugehen und nicht beleidigend zu werden.
Und trotzdem.
Ich argumentiere. Meine Worte sind wohlüberlegt. Mein Graben ist nicht mit Schlamm gefüllt, sondern fein säuberlich ausgemauert. Aber es bleibt ein Graben.
Ich höre nicht zu. Nicht wirklich. Ich versetze mich nicht in die Position des anderen. Gut. Ich will mich nicht unbedingt überzeugen lassen, dass mein weiß in Wirklichkeit schwarz ist. Aber – wenn ich vollkommen in der Blase des anderen stecken würde – würde ich zu den selben Schlüssen kommen? Kann ich verstehen, wo die Haltung des anderen herkommt. Kann ich ohne Vorurteil, ohne mich insgeheim doch für besser zu halten, sagen: „Ich teile deine Ansicht nicht, aber ich verstehe dich.“ Kann ich dann mit diesem Menschen, von dem mich so vieles trennt, nach Gemeinsamkeiten suchen?
Ich weiß noch nicht, wie ich das hinbekommen kann. Aber es ist nötig, wenn unsere Gesellschaft nicht irgendwann nur noch aus Gräben bestehen soll, statt aus Brücken.